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Liesborner Spuren

Beispiel einer gelungenen Zusammenarbeit zwischen Heimatverein Liesborn e.V. und Kulturring Liesborn e.V.

Die Geschichte lehrt uns, dass in unserer schnelllebigen Zeit Wissen verloren geht, wenn es nicht schriftlich festgehalten wird. Die Zeiten, in denen mündliche Überlieferungen über Generationen jahrhunderte lang wichtige Ereignisse im Gedächtnis der Bevölkerung erhalten blieben, sind vorbei. Umso wichtiger ist es, Geschichten und Geschichte aufzuschreiben, um sie für unsere Nachkommen zu bewahren.

Schon immer gab es im nachklösterlichen Liesborn zahlreiche Anlässe, die Heimatgeschichte schriftlich festzuhalten. Das waren vorwiegend Vereins- oder Schuljubiläen, die dazu animierten, Chroniken und Festschriften zu erstellen. Glücklicher Weise haben die verantwortlichen Autoren aber auch immer über ihren Tellerrand hinaus geschaut und ihr Jubiläum im Kontext mit der Dorfgeschichte gesehen. So ist auf diese Weise schon viel heimatgeschichtliches Wissen erhalten geblieben.

Es darf dennoch als ein äußerst glücklicher Umstand angesehen werden, dass im Herbst 1991 von verschiedenen Lehrerinnen und Lehrern der Wilhelm-Hüffer-Grundschule das Fehlen eines umfassenden Liesborner Heimatbuch beklagt wurde. Es gab zwar etliche Veröffentlichungen zu bestimmten Themenbereichen. Es gab aber kein Werk, in dem alle relevanten Bereiche des Dorflebens, angefangen bei der Frühgeschichte bis in unsere Zeit hinreichend beschrieben wurde. Dem damaligen Schulleiter Dieter Keller und seiner konzeptionellen Vorarbeit war es schließlich zu verdanken, dass sich am 30. Januar 1992 eine Gruppe interessierter Personen im Lehrerzimmer der Grundschule trafen, um grundsätzliche Überlegungen zur Schaffung eines Heimatbuches anzustellen.

Folgende Personen waren damals der Einladung gefolgt:

Käte Albrink, Hedwig Diers, Fritz Werner Hoberg, Hans Hülsdünker, Dieter Keller, Bernhard Kemper, Bernhard Kipp, Ottilie Kleickmann, Astrid klokow-Mulder, Annette Müller, Wilhelm Plümpe, Dr. Wolgang Schmale, Wilhelm Schneider, Eugen Teigeler und Georg Tyrell

Dr. Bennie Priddy war verhindert, nahm aber später an den Sitzungen teil.

Im Protokoll der ersten Sitzung heißt es:

zu TOP 1:)

„Die Idee, ein Heimatbuch Liesborn zu schaffen, wurde von allen Teilnehmern des Arbeitskreises befürwortet. Das Buch sollte gut lesbar sein, starken heimatlichen Bezug haben, ausreichend bebildert sein und nach Möglichkeit auf Fußnoten im Text verzichten, da diese den Lesefluss hemmen.

Das Buch sollte ein breites Publikum ansprechen – nicht nur das Ortspublikum – und soll als repräsentatives Geschenk akzeptabel sein. …“

zu TOP 2)

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass eine Aufgabe wie die Schaffung eines Heimatbuches durch eine starke Trägerschaft abgesichert sein müsse. Hier ergaben sich im Teilnehmerkreis Meinungsverschiedenheiten über Besetzung und Aufgaben der Trägerschaft. Aus der Diskussion ergaben sich folgende Vorschläge:

  • Trägerschaft „Heimatverein“
  • Trägerschaft „Kulturring und Heimatverein“
  • Trägerschaft „Kuratorium aus beiden Vereinen (auf Zeit)

Nach intensiver Aussprache einigten sich die Teilnehmer auf folgende Punkte:

  1. Für die inhaltliche Mitarbeit sind alle Vereine gefordert.
  2. Die finanzielle und verwaltungsmäßige Arbeit soll von einem Verein getragen werden. Hier einigten sich die Teilnehmer auf den Heimatverein. (Anmerkung: Eckhart Paesler, Kassierer des Heimatvereins übernahm diese Aufgabe)
  3. Gleichberechtigte Herausgeber des Buches sind „Heimatverein und Kulturring“

Diese Sitzung war geprägt von der großen Begeisterung seiner Teilnehmer, von engagierter Diskussion, die durchaus auch kontrovers geführt wurde aber insgesamt dennoch sehr konstruktiv und visionär war. In diesen Stunden wurde das große Heimatbuch „Liesborner Spuren“ gezeugt, das nach fast 7-jähriger Schwangerschaft schließlich nach großen Anstrengungen am 6. Dezember 1998 im Museum Liesborn der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte.

Nachdem die erste Euphorie verflogen war und sich die Anfänge als sehr schwierig gestalteten, kam man zu der Überlegung, sich zusätzliche professionelle Hilfe zu holen. Diese fand man in der Person des Historikers Wilhelm Grabe, der zwei Jahre lang im Rahmen einer „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“ sehr gewissenhaft recherchierte und eine großen Teil des Buches auch selbst verfasst hat. Zudem versorgte er die ebenfalls am Buch beteiligten „Laien“ mit Informationen aus verschiedenen Archiven.

Wegen der insgesamt doch recht zähen und langwierig verlaufenden Arbeitsphase kam die Idee auf, der Bevölkerung schon mal Auszüge aus dem Buch vorab zu präsentieren und somit die Neugier auf das später erscheinende Werk zu wecken. Diese Idee wurde mit der Veröffentlichung der „Liesborner Geschichtshefte“ die damals noch „Liesborner Geschichte(n)“ hießen, realisiert.

Inzwischen liegt nicht nur das Buch vor. Es konnten bereits 31 „Liesborner Geschichtshefte“ vorgelegt werden.

Dieses wäre ohne das große Engagement der vielen Beteiligen nicht möglich gewesen. Zumindest auf der Autorenseite haben sie größtenteils ehrenamtlich, das heißt ohne jegliche Bezahlung recherchiert und geschrieben. Andere haben Kontakte hergestellt und Geld zusammen getrommelt. Diesen großen Gruppen, die namentlich an dieser Stelle nicht erfasst werden können, gebührt ein großes Lob.

Dank sei dem Redaktionsteam des Buches Wilhelm Grabe, Dieter Keller, Bernhard Kipp und Dr. Wolfgang Schmale sowie Wilhelm Schneider gesagt. Sie hielten auch die Redaktion der Geschichtshefte von Nr. 1 (1992) bis Nr. 15 (1997) in ihren Händen.

Mit einer fast vierjährigen Unterbrechung lief dann im Jahre 2001 die Erarbeitung weiterer Hefte mit einem neuen Redaktionsteam, der sogenannten Geschichtswerkstatt wieder an. Ihr gehören Andrea Brockmann, Dr. Hans Joachim Haberecht, Bernhard Kipp, Bernhard Löppenberg, Wilhelm Plümpe, Ekkehard Schulze Waltrup, Siegfried Stelten, Christian Wilmsen und Rudolf Winkelhorst an.

Die Geschichtshefte Nr. 16 und Nr. 17 entstanden unter der Federführung von Andrea Brockmann. Für die Hefte Nr. 18 bis Nr. 20 zeichnet Bernhard Löppenberg verantwortlich.

Ohne die Bereitschaft der zuständigen Mitarbeiter der Archive (Kreisarchiv Warendorf, Staatsarchiv Münster, Diözesanarchiv Münster und weitere) und deren Unterstützung wäre die aufwändige Recherchenarbeit oft erfolglos geblieben. Aber auch sie profitieren von der Arbeit der Liesborner Initiative, denn sämtliche Veröffentlichungen werden den entsprechenden Archiven zur Verfügung gestellt. Zusätzlich bekommen übrigens die Universitätsbibliothek Münster, der Westfälische Heimatbund und das Literaturmuseum „Haus Nottbeck“ regelmäßig Belegexemplare.

Dank sei aber auch den Geldgebern gesagt, ohne deren finanzielle Unterstützung die Werke nie hätten realisiert werden können.

So hat das Arbeitsamt Ahlen mit der Finanzierung der „ABM-Stelle“ von Wilhelm Grabe sicher den größten Beitrag geleistet. Die Gemeinde Wadersloh hat mit der Übernahme eines großen Teils der Druckkosten für das Buch ebenfalls einen großen Anteil.

Für die Finanzierung der Geschichtshefte zeichnen die vielen heimischen Firmen und Institute verantwortlich. Obwohl sie alle wissen, dass ihre Inserate keine hohe Werbewirksamkeit haben, stellen sie sich immer wieder der Verantwortung. Dennoch haben diese Anzeigen einen hohen Wert, denn sie werden im Laufe der Jahrzehnte selbst zu historischen Dokumenten. Im Gegensatz zur Werbung in Tageszeitungen und Prospekten, die oft auch ungelesen entsorgt werden, bleiben die Anzeigen in den Heften vermutlich noch für viele Generationen präsent.

Eine weitere schwierige Aufgabe hatten die Kassierer des Heimatvereins, Eckhart Paesler und Reimund Schienstock zu bewältigen, denn durch ihre Hände lief die gesamte finanzielle Abwicklung.

Am Ende sei aber auch der Wadersloher Druckerei Fleiter Dank gesagt, die dank kurzer Wege und hoher Sachkompetenz immer ein verlässlicher Partner für die jeweiligen Redaktionsteams und des Herausgebers war.

Zum Schluss noch ein Aufruf:

Beiträge und Mitarbeit sind in der Geschichtswerkstatt des Heimatvereins Leiseborn e.V. jederzeit willkommen.

Auch wenn der Herausgeber immer auch auf die Mitarbeit professioneller Historiker zurückgreifen konnte, so liegt der Schwerpunkt doch bei den Geschichten, die von Laien erzählt und aufgeschrieben wurden.

Wilhelm Plümpe